Israel - das Heilige Land meiner Sehnsucht
Seit Jahrzehnten träume ich, in dieses Land zu reisen, das es seit 1948 gibt. - Kurz nach dem Abitur (1972), als junge Musikstudentin, habe ich begonnen, mich mit dem Judentum zu beschäftigen. In der Schule habe ich weder darüber, noch über die Geschichte des dritten Reichs wirklich etwas erfahren - das war damals ein Tabu. Ich aber wollte wissen, was für Menschen diese Juden sind, denen mein Volk derartige Grausamkeiten hatte angedeihen lassen vor so kurzer Zeit ... Menschen vernichten, ausrotten, ihres Glaubens wegen? Woran um Himmels Willen, glauben diese Menschen? - Als ich entdeckte, dass der "Tanach", die Hebräische Bibel, nichts anderes ist als mein christliches "Altes Testament", verstand ich gar nichts mehr. Welch ein wahnsinniger Unsinn, die eigenen Wurzeln ausrotten zu wollen!? - Die Wurzeln eines Baumes zu zerstören bedeutet, den ganzen Baum zu fällen! -
Diese Erkenntnis musste ich erst einmal verdauen und meine Zugehörigkeit zum Christentum neu überdenken. Von Kind an hatte mich das so genannte "Alte Testament" weit mehr beeindruckt als die Geschichten von Jesus. Da spricht der Ewige mit Mosche, führt das Volk Israel durchs Rote Meer, zerschmettert die steinernen Tafeln des Dekalogs ... starke Bilder, die in meiner regen Fantasie noch stärker wurden. Wie nette Märchen erschienen mir da die Geschichten des "Neuen Testaments", die von den Wundertaten Jesus berichten. - Zudem verwirrte mich zunehmend die Bezeichnung "HERR", die im christlichen Sinn sowohl für Gott selbst, als auch für Jesus gebräuchlich ist. Religions- und Konfirmandenunterricht hatten zu dieser Verwirrung mit beigetragen, da uns beispielsweise mein Lieblingspsalm, Psalm 23, "Der HERR ist mein Hirte ..." vermittelt wurde, als wäre Jesus mit diesem "HERR" gemeint was, wie ich irgendwann erkannte, nicht der Fall ist. Fortan war "HERR" für mich der Ewige selbst, und Jesus jemand, den ich nicht wirklich einzuordnen wusste. - Da kam mir der jüdische Glaube gerade recht, denn das Thema "Jesus" erledigt sich hier von selbst.
Juden kennen keine Mission, das war und ist mir ausgesprochen sympatisch. So sollte es mich nicht wundern, dass der Rabbiner meine Idee jüdisch zu werden nicht mit großem Jubel begrüßte. Warum ich Jüdin werden wolle, fragte er mich. Ja, warum eigentlich? Als Deutsche mich von einer gewissen Holocaust-Mitschuld zu befreien? Meine Familie zu provozieren? Oder doch aus Glaubensgründen? - Ein Satz des damaligen Landesrabbiners Nathan Peter Levinson hat mich nie mehr los gelassen: "Wir brauchen Freunde auf der anderen Seite!" - Und in der Tat, das bin ich bis heute: Eine Freundin des jüdischen Volkes auf der christlichen Seite. Christin sein im vollen Bewusstsein der jüdischen Wurzeln des Christentums. Vielleicht bin ich in diesem Sinne Jesus sogar näher als mancher Christ. - Als ich so zu denken anfing, war das absolut revolutionär. Heute, Gott sei Dank, haben auch die Kirchen begonnen in diese Richtung zu denken und zu lehren.